Bedürfnispyramide

Zum Thema Bedürfnisse wird schon seit vielen Jahrzehnten geforscht und Modell entwickelt, wie der Mensch agiert um diese zu Befriedigen. Es ist unmöglich dies hier alles darzustellen. Ich möchte nur ganz grundlegend darstellen, was unerfüllte Bedürfnisse machen.

In der Psychologie wird ein Bedürfnis definiert als: „Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben“. Der Wunsch diesen Mangel zu beheben wird auch Motivation genannt. Bedürfnisse gibt es viele und demzufolge auch mehrere Modelle, um diese zu kategorisieren und darzustellen.

Am bekanntesten ist die Maslowsche Bedürfnispyramide. Diese umfasste fünf Kategorien von Bedürfnissen. Diese sind in einer Hierarchie angeordnet und Maslow geht davon aus, dass die Bedürfnisse der übergeordneten Kategorie nur erfüllt werden können, wenn diese der darunterliegenden erfüllt sind. Dabei genügt eine Erfüllung von 70%, damit die Motivation entsteht, dass ein Bedürfnis der übergeordneten Kategorie erfüllt werden möchte. Ist ein Bedürfnis erfüllt, so besteht keine Motivation mehr, sich um dieses Bedürfnis zu kümmern.

Ebene 1: Grundbedürfnisse

Dies sind physiologische Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen, Atmen und körperliches Wohlbefinden. Diese Bedürfnisse sind existentiell und müssen befriedigt werden, um sich den darüber liegenden Bedürfnissen zu widmen. Wenn man durch Mangel an Nahrung keine Energie hat, so kann man auch kein Haus bauen oder zur Arbeit gehen um das genügende Geld für ein sicheres Lebenzu verdienen.

Ebene 2: Sicherheitsbedürfnis

Der Mensch möchte in einer Welt leben, in der er sich sicher und beschützt fühlt. Dies drückt sich durch ein Bedürfnis nach Stabilität, Regeln, Gesetze, Ordnung, Vorhersehbarkeit und Sicherheit aus. Mit Chaos und Überraschungen tut er sich eher schwer.

Ebene 3: Soziale Bedürfnisse

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Er möchte eingebunden sein in eine Gruppe (Familie, Freunde, Sportverein, Arbeitsgruppe) und das Gefühl der Zugehörigkeit erleben. Wie wichtig dies ist, hat jeder erfahren, der wegen Umzug, Trennung/Scheidung, Wechsel der Arbeitsstelle seine gewohnten Gruppen verlassen musste.

Ebene 4: Wertschätzung

Eng verbunden mit der darunter liegenden Eben ist die Wertschätzung. In der Interaktion mit anderen erfährt der Mensch das Bedürfnis der Wertschätzung. Er möchte Bestätigung erfahren, Lob, Anerkennung, Macht und Freiheit. Darauf beruht seine Selbstwertschätzung.

Ebene 5: Selbstverwirklichung

Wenn alle darunter liegenden vier Ebenen befriedigt sind, so kann der Mensch sich der fünften Ebene, der Selbstverwirklichung widmen. Es umfasst das Streben nach Wachstum und Selbstaktualisierung und damit der Entwicklung der Persönlichkeit. Diese Streben kann sich von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich zeigen. Ihm gemeinsam ist, dass er die Einheit seiner Persönlichkeit erleben möchte. Er ist auf der Suche nach Wahrheit und dem umfassenden Verständnis seines Mensch Seins.

Maslow unterteilte die Bedürfnisse anhand ihres Antriebs in Defizitärbedürfnisse (Ebene 1 – Ebene 4) und Wachstumsbedürfnisse (Ebene 5). Die Motivation der Ersteren entsteht aus einem Bedürfnis des Unerfüllt seins, während letzteres, bei Befriedigung aller davorliegenden Ebenen, aus der Motivation des Wachstums genährt wird.

Die Kritik an diesem Model ist, dass es eben nur ein Model ist und nie in einer Studie überprüft wurde. Zweiter Kritikpunkt ist, dass die Motivation ein Bedürfnis zu befriedigen nicht nur aus einem Mangel heraus stattfindet. Ein dritter Kritikpunkt ist, dass diese Bedürfnisse vor einem anderen kulturellen Hintergrund in ihrer Reihenfolge anders angeordnet werden. Zum Beispiel in einer Gesellschaft, in welcher die Wertschätzung eine höhere Rolle spielt als die sozialen Bedürfnisse.

Clayton P. Aldefer entwickelte aufgrund der Maslowschen Bedürfnispyramide ein neues Modell, die sogenannte ERG-Theorie.

Er reduzierte die Ebenen der Bedürfnisse auf drei Gruppen:

  • Existentielle Bedürfnisse (E)
  • Beziehungsbedürfnisse (R)
  • Wachstumsbedürfnisse (W)

Grob gesagt, fasst der die Ebene 1 -und 2 von Maslow zusammen zu den existentiellen Bedürfnissen und die Ebenen 3 -und 4 zusammen zu den Beziehungsbedürfnissen. Die Wachstumsbedürfnisse entsprechen der Selbstverwirklichung in der Maslowschen Bedürfnispyramide. Jedoch geht er nicht mehr davon aus, dass nur die Tatsache, dass ein Bedürfnis unerfüllt ist, zur Motivation führt. Aldefer entwickelte folgenden vier Motivationsansätze.

 

  • Frustrationshypothese: Ein nicht-befriedigtes Bedürfnis wird dominant.Frustrationshypothese: Ein nicht-befriedigtes Bedürfnis wird dominant.Ganz simple, wer Hunger hat, wird darauf aus sein, sich etwas zum Essen zu besorgen.
  • Frustrations-Regressions-Hypothese: Wird ein Bedürfnis nicht befriedigt, so wird das hierarchisch niedrigere (oder entwicklungsgeschichtlich frühere) Bedürfnis dominant. Der Kummerspeck fällt in diese Kategorie. Z.B. fehlende soziale Anerkennung wird durch Essen kompensiert.
  • Befriedigungs-Progressions-Hypothese: Durchdie Befriedigung eines Bedürfnisses wird das hierarchisch höhere (oder entwicklungsgeschichtlich spätere) aktiviert.Wenn sich jemand eine Wohnung kauft, so hat er in der Folge das Bedürfnis sich die passenden Einrichtungsgegenstände anzuschaffen.
  • Frustrations-Progressions-Hypothese: Frustration eines Bedürfnisses kann zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen und auch höhere Bedürfnisse aktivieren bzw. zu höheren Anspruchsniveaus führen. Z.B. kann fehlende Anerkennung dazu führen, dass sich der Mensch seinem Innenleben zuwendet und der Entwicklung seiner Persönlichkeit.

Beide Modelle sind nicht abschließend empirisch belegt. Trotzdem dienen sie dem Verständnis der menschlichen Motivation und der daraus resultierenden Handlung und werden gerne im Arbeitsumfeld angewendet um zu verstehen, wie man Mitarbeiter motivieren kann.